Buchvorstellung: A. Teitelbaum, “Warschauer Innenhöfe”

Buchvorstellung: A. Teitelbaum, “Warschauer Innenhöfe”

In unserer Gemeindebücherei ausleihbar.

Titel:
Warschauer Innenhöfe
Jüdisches Leben um 1900 – Erinnerungen

 

Autor:
Abraham Teitelbaum

Verlag: Wallstein Verlag
Jahr: 2017
ISBN: 978-3-8353-3138-9
Preis: 24,90 €

 

Wer sich ein Bild des polnischen Judentums um 1900 in Warschau mit seiner damals russischen Herrschaft machen möchte, der sollte zu diesem Buch greifen.

Der Autor Abraham Teitelbaum war damals – als sehr junger Mann – eher jüdisch-orthodox mit Schläfenlocken und Kaftan, der Texte aus der Bibel oder dem Talmud leicht lernte und gut rezitieren konnte. Daneben war er von allen Dingen in seinen Straßen, von denen er mehrere erlebte, sehr beeindruckt und hat sie je sehr lebendig geschildert.

Doch auch das polnische Theater lockte ihn und ließ ihn später in Amerika Drehbücher schreiben. Ob es um das Beobachten von Diebstahl, von Messerstecherei ging oder auch um nicht erlaubten jüdischen Unterricht, der dann durch die Polizei beendet wurde. Erlaubt war nur Unterricht in Jeschiwas, die gemeldet waren. Oder ob es um das Einnisten von Halunken im Restaurant seiner Mutter ging, das zu einem Feuergefecht dort führte und der Flucht seiner Mutter aus diesem Haus – und von allem an Kücheneinrichtung und Gestühl, das sie einfach frei zurück ließ, um mühsam in einer anderen Straße wieder neu zu starten.

Metallguß, Seilerei, Papierverarbeitung, Geldhandel oder Warenhandel jeder Art – die jüdischen Viertel in Warschau lebten und hatten je ihre Eigenart, ob es mehr um jüdische Strenge der “Litvaker” oder jüdische Lebendigkeit der “Chassiden” ging.

All dies endete spätestens mit dem jüdischen Aufstand im Ghetto Warschau und der Vernichtung der Juden dort, doch wohl teilweise schon früher, weil eine große Zahl verarmter Juden schon lange vorher den Weg in die USA fand, wie etwa auch der Schreiber des Buches.

Doch dies ist nicht der Inhalt des Buches.

Ein Beitrag von Manfred Schmidt
11.12.2018

Buchvorstellung: J. Fuchsberger, “Altwerden ist nichts für Feiglinge”

Buchvorstellung: J. Fuchsberger, “Altwerden ist nichts für Feiglinge”

In unserer Gemeindebücherei ausleihbar.

Titel:
Altwerden ist nichts für Feiglinge

Autor:
Joachim Fuchsberger

Verlag: Goldmann Verlag
Jahr: 2014
ISBN: 978-3442174195
Preis: 9,99 € (Taschenbuch)

Joachim Fuchsberger war Schauspieler, Filmer, Produzent von Reihen im Fernsehen und auch Weltbürger. Zufälle führten ihn nach Australien, wo er ein Haus erwarb, das er über viele Jahre möglichst jedes Jahr über viele Monate mit seiner Frau bewohnte, auch wenn Deutschland sein Lebensmittelpunkt blieb.

Er war im Blick auf die Ehe, auf Frau und Familie ein eher seltenes Exemplar unter Schauspielern, weil er seiner Frau über 50 Jahre, d.h. für immer, treu blieb. Seine Frau nannte er gerne seine „Regierung“ und ließ sich in fast allen Fragen der Anschaffungen, des Geldes und Hauses gerne von ihr „regieren“. So hatte nur sie einen echten Überblick über Konten und Vermögen. Kollegen fanden dies nicht normal und unmodern, doch er blieb bei seiner Haltung.

Zu den Schwächen von Fuchsberger gehörte eine Liebe zu gutem Essen, die ihn auch begleitete, als er massig wurde, gar den Rollstuhl nutzen mußte.
Das begrenzte seinen Radius, nicht aber sein Denken und Fragen, für das es einige reizvolle Beispiele gibt, wie sein Blick auf die Moderne.

Als seine Frau ihrem Sohn eröffnete: „Wir sind nun arm!“, hatte sich Fuchsberger mit seiner „Fuchsberger – Siedlung“ bis fast zur Insolvenz übernommen und wurde nur durch sehr aktive Fürsprache seiner Frau bei Gläubigern vor dem Zusammenbruch bewahrt. Leider verloren die Fuchsbergers tragisch ihren Sohn.

Wenn einer mit 82 bis 83 sein Leben noch einmal anschaut, dann sind dies eher wenige Lebensmomente, die zeigen, wie auch ein alt gewordener Mensch sich erinnern darf an Dinge, die zum Erfolg oder auch nicht zum Erfolg führten.
Dann muß der Mensch wieder aufstehen.
Dazu gehört Mut, zu dem Fuchsberger raten möchte.

Ein Beitrag von Manfred Schmidt
20.08.2018

Buchvorstellung: “Mittendrin!”

Buchvorstellung: “Mittendrin!”

Neu in unserer Gemeindebücherei im Gemeindehaus Schneppruthe:

Titel:
Mittendrin! Drei Polizisten berichten aus den Flüchtlingskrise

Autoren:
Dirk Conrads, Marcel Hodenius, Philipp Franke

Verlag: tredition
Jahr: 2016
ISBN: 9783734557989
Preis: 14,99 €

2015 war sehr aufregend für Deutschland, weil etwa 1 Million Flüchtlinge in kurzer Zeit nach Deutschland einwanderten.
Die Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte einen nach meiner Meinung zu mutigen Satz ausgesprochen:
„Alle sind willkommen!“
Diese Botschaft hatte eine durchschlagende Wirkung für sehr viele Flüchtlinge, weil sie dann bevorzugt nur nach Deutschland wollten.

Plötzlich war auch die Bundespolizei an der Grenze zu Österreich sehr gefordert und beansprucht, weil es weder ordentliche Gebäude zur Aufnahme noch ausreichend Helfer für eine Erstversorgung gaben, um eine geordnete Einreise zu ermöglichen.

In 6 Kapiteln greifen die Polizisten einer Sondereinheit – damals zwischen 28 und gut 40 Jahre alt – ihre Erfahrungen an der Grenze auf und versuchen zugleich, einige der vielen Vorwürfe/Vorurteile gegenüber Flüchtlingen zu klären, wie:
“Das sind doch überwiegend Wirtschaftsflüchtlinge!“

Wer sich ein etwas besseres Bild jener Einwanderung und der Arbeit der Polizei verschaffen möchte, kann in diesem Buch, das 2016 in Hamburg erschien, tiefere Informationen erhalten.

Ein Beitrag von Manfred Schmidt
01.03.2018 notiert