Buchvorstellung: Schwester Jordana, “Auf einen Tee in der Wüste – 11.000 Kilometer bis Jerusalem”

Cover: Auf einen Tee in die WüsteIn unserer Gemeinde-Bücherei ausleihbar.

Titel:
Auf einen Tee in der Wüste – 11.000 Kilometer bis Jerusalem

Autor:
Schwester Jordana

Verlag: Reinbek bei Hamburg : Rowohlt-Taschenbuch-Verl.
Jahr: 2013
ISBN: 978-3-499-62507-7
Preis: 12,99 EUR

 

Zugegeben:
Als ein Freund Israels schmerzt es mich, wenn ich kritische Töne zu Israel höre, darf aber nicht ignorieren, was Schwester Jordana, diese junge deutsche Dominikanerinnen im Negev beim Tee über Beduinen und Israel dort erfährt.
Auch das veränderte Leben in Hebron erfüllt mit Bedauern und Schmerz, wird aber durch einen ehemaligen Soldaten Israels recht plastisch geschildert.

Diese im Buch geschilderten 6 Wochen einer Film – Reise, angeregt durch einen jungen Filmer, der erfahren wollte, wie eine Ordensfrau sich geplanten Begegnungen in der Türkei, im Libanon und in Israel / Palästina stellt, öffnen auch einem Protestanten die Augen für eine moderne Ordensfrau, die selbst vor der Frage sexueller Regungen sich nicht verschließt.

18 Skizzen zeigen jeweils Begegnungen, durch die kirchliches Leben und menschliche Probleme in den besuchten Ländern dargestellt werden und zugleich politische Fragen dort mit einschließen.

Der religiös eher skeptische Filmer wird in der Reise manchmal als Ehemann der in Zivil reisenden Ordensfrau angesehen, hilft Jordana aber in Jerusalem, aus ihrem „Jerusalem – Koller“ herauszufinden, der religiöse Menschen – wie sie – überfallen kann.

Ich jedenfalls habe dies Buch mit großem Gewinn gelesen und hoffe noch auf manche Ausleihe von Personen, die einen etwas genaueren Blick auf den Nahen Osten gewinnen wollen.

Manfred Schmidt

Buchvorstellung: Hajo Schumacher, “Die Zwölf Gesetze der Macht”

In unserer Gemeinde-Bücherei ausleihbar.

Titel:
Die Zw̦lf Gesetze der Macht РAngela Merkels Erfolgsgeheimnisse

Autor:
Hajo Schumacher

Verlag: Blessing-Verlag
Jahr: 2006
ISBN: 978-3896673114
Preis: nur noch gebraucht erhältlich

Dieses Buch mit festem Einband und einem jungen Bild von Angela Merkel wurde vom Politologen und Journalisten Hajo Schumacher ganz zum Beginn der Kanzlerschaft von Angela Merkel , die 2005 begann und jetzt – 2021 – endet, geschrieben.

Hajo Schumacher war Angela Merkel oft begegnet – damals noch als „Mädchen“ von Helmut Kohl und Umweltministerin 1995 – und auch vorher schon bei ihrem frühen politischen Start zum Ende der DDR und danach, als sie den Fraktionsvorsitz der CDU – Fraktion im Bundestag in der Zeit von Schröder innehatte.

Als „Quotenfrau“ wurde sie angesehen, als Lückenbüßerin, die man schnell wieder ablösen würde, als die Unbedarfte aus dem Osten Deutschlands.
Doch sie kam, sie beobachtete, sie ergriff günstige Momente, sie steckte auch Niederlagen im Verwirrspiel – etwa um den Kampf für die Kanzler – Kandidatur innerhalb der CDU ein.
Sie konnte abwarten, sie konnte aber auch eine klare moralische Haltung in Kohls Spendenaffäre einnehmen, wo „Köpfe“ rollten.

Als beharrend, als zäh, als zielorientiert wurde sie wahrgenommen, der es nicht um Glanz ging, nicht um Macht, doch immer um Erfolg – ihren Erfolg !
Erfolg dabei für Ziele , die sie als richtig ansah.
War sie schon damals eine Managerin der Intrigen ihrer Gegner, des Umgarnens, der kalten Analyse der Dinge und Menschen, der klaren Schlüsse, die dann auch schnelles Handeln erforderten ?

In 12 Kapiteln werden sehr unterschiedliche Aspekte politischen Handelns aufgegriffen und an Beispiel ihres damaligen politischen Tuns festgemacht.

Jetzt, zum Ende ihrer Kanzlerschaft zeigt sich, dass Hajo Schumacher so manche Seite an ihr entdeckte, die immer wieder bis zum Tage wirksam blieb und ihre Erfolge über vier mal vier Jahre im Amt erklären können.

Ich jedenfalls habe dies Buch mit Genuss gelesen, weil ich sehr lange das Handeln von Angela Merkel nicht verstand, doch hier Antworten entdeckte.

Manfred Schmidt

Buchvorstellung: Reinhard Mey, “Was ich noch zu sagen hätte”

Buchvorstellung: Reinhard Mey, “Was ich noch zu sagen hätte”

In unserer Gemeindebücherei ausleihbar.

Titel:
Was ich noch zu sagen hätte: Reinhard Mey-Biographie

Autor:
Reinhard Mey, Bernd Schroeder

Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Jahr: 2005
ISBN: 978-3462036220
Preis: nur noch gebraucht erhältlich

Obwohl Reinhard Mey, Jahrgang 1942, eigentlich voll mein Zeitgenosse ist (ich bin Jahrgang 1940), entdeckte ich ihn leider in einer Art biographischem Gespräch mit Bernd Schroeder, seinem alten Weggefährten, erst jetzt.

Mey läßt sich nicht kaufen, sonst hätte er eine Auszeichnung wie die „Goldene Stimmgabel“ wohl nicht abgelehnt und auch nicht so manche andere Sache, die ihn in die Nähe der Schlager gebracht hätte.

Mit einem Auftritt auf der Burg Waldeck begann sein Sängerleben – wohl eher Volkssänger – mit Gitarre, das ihn lange durch Frankreich führte, wo er seine erste Frau entdeckte und sie wieder verlor, auch wenn er sie immer noch wertschätzt.

Er spricht in allen Texten (in 18 Kapiteln findet sich mindestens ein voller Text von ihm) – und dies sind meist längere gereimte Texte – nur von sich, seinem Gefühl, seinen Sorgen oder Hoffnungen – und doch auch von mir, von meinem Nachbarn, von einer guten Bekannten.

Als diese schwanger war und dann ihr Kind in ihren Armen hielt, hat sie sehr lange immer wieder Reinhard Mey gehört – mit seinem: „Mein Apfelbäumchen“ – 1985 entstanden – und es abgespielt.

Hier die erste Strophe, Seite 238:

„Ich weiß gar nicht, wie ich beginnen soll,
so viel Gedanken, und mein Herz ist übervoll,
so viele Gefühle drängen sich zur selben Zeit:
Freude und Demut und Dankbarkeit.

Im Arm der Mutter, die dich schweigend hält,
blinzelst du vorsichtig ins Licht der Welt,
in deinen ersten Morgen, und ich denk:
Dies ist mein Kind, welch ein Geschenk !“

Demut drückt er aus und Dankbarkeit.
Es hört sich christlich an und ist es wohl auch.
Mey aber wollte sich nicht zum Glauben oder zur zur Kirche bekennen.

Sei es drum: Es lohnt sich, seinen Bildern und Gedanken und Versen zu lauschen, denn es steckt Herzblut in ihnen!

Ein Beitrag von Manfred Schmidt
05.03.2019

Buchvorstellung: N. O. Oermann, “Albert Schweitzer”

Buchvorstellung: N. O. Oermann, “Albert Schweitzer”

In unserer Gemeindebücherei ausleihbar.

Titel:
Albert Schweitzer 1875-1965 – Eine Biographie

Autor:
Nils Ole Oermann

Verlag: C. H. Beck Verlag
Jahr: 2010
ISBN: 978-3-406-59127-3
Preis: 24,90 €

Eine kritische Biographie will einen bedeutenden Mann, wie Albert Schweitzer, nicht nur loben, sondern auch menschliche Schwächen aufzeigen und vielleicht sogar Fehlleistungen, wie einen wenig überzeugenden Kontakt mit der DDR oder auch die Überheblichkeit kolonialen Stils oder gar die abschätzige Bemerkung zum fehlenden Fleiß der Afrikaner.

Was war Albert Schweitzer ?
Deutscher, Franzose, Afrikaner, Europäer oder gar Welt – Bürger ?
All dies war er, denn als Träger des Friedens – Nobel – Preises war er weltweit bekannt und in weltweitem Kontakt, sogar mit Größen der DDR, weil er offen für deren „Friedensarbeit“ war.
Er war „Ordinierter“ , der die Ehe von Theodor Heuss in Straßburg vor dem Traualtar schloss, Theologe, Professor, Mediziner, Tropenarzt und Organist.

Was zeichnete seine Lebensleistung aus ?
Wissenschaftliche Werke in Theologie, in Musik und Ausstrahlungen in der Philosophie mit seiner Auffassung der Ehrfurcht vor dem Leben.
Bis in ein hohes Alter hinein arbeitet er in Lambarene, baute Kliniken und Wohnungen und technische Räume, sorgte durch Orgelkonzerte in Deutschland, Frankreich, den USA und anderen Ländern immer wieder für Mittel zur Arbeit in Afrika und beantwortete immer neu eine Vielzahl von Briefen.

Nach meiner Auffassung bietet dies Buch einen guten Einstieg in ein reiches Leben, wie es Albert Schweitzer geführt hat.
Seine Frau war ihm immer wertvoll, auch wenn durch lange Trennungen die persönliche Nähe litt.
Beinahe wäre sie nicht nach Oslo zur Verleihung der Nobel – Preises gekommen.

Ein Beitrag von Manfred Schmidt
06.01.2019

Buchvorstellung: A. Teitelbaum, “Warschauer Innenhöfe”

Buchvorstellung: A. Teitelbaum, “Warschauer Innenhöfe”

In unserer Gemeindebücherei ausleihbar.

Titel:
Warschauer Innenhöfe
Jüdisches Leben um 1900 – Erinnerungen

 

Autor:
Abraham Teitelbaum

Verlag: Wallstein Verlag
Jahr: 2017
ISBN: 978-3-8353-3138-9
Preis: 24,90 €

 

Wer sich ein Bild des polnischen Judentums um 1900 in Warschau mit seiner damals russischen Herrschaft machen möchte, der sollte zu diesem Buch greifen.

Der Autor Abraham Teitelbaum war damals – als sehr junger Mann – eher jüdisch-orthodox mit Schläfenlocken und Kaftan, der Texte aus der Bibel oder dem Talmud leicht lernte und gut rezitieren konnte. Daneben war er von allen Dingen in seinen Straßen, von denen er mehrere erlebte, sehr beeindruckt und hat sie je sehr lebendig geschildert.

Doch auch das polnische Theater lockte ihn und ließ ihn später in Amerika Drehbücher schreiben. Ob es um das Beobachten von Diebstahl, von Messerstecherei ging oder auch um nicht erlaubten jüdischen Unterricht, der dann durch die Polizei beendet wurde. Erlaubt war nur Unterricht in Jeschiwas, die gemeldet waren. Oder ob es um das Einnisten von Halunken im Restaurant seiner Mutter ging, das zu einem Feuergefecht dort führte und der Flucht seiner Mutter aus diesem Haus – und von allem an Kücheneinrichtung und Gestühl, das sie einfach frei zurück ließ, um mühsam in einer anderen Straße wieder neu zu starten.

Metallguß, Seilerei, Papierverarbeitung, Geldhandel oder Warenhandel jeder Art – die jüdischen Viertel in Warschau lebten und hatten je ihre Eigenart, ob es mehr um jüdische Strenge der “Litvaker” oder jüdische Lebendigkeit der “Chassiden” ging.

All dies endete spätestens mit dem jüdischen Aufstand im Ghetto Warschau und der Vernichtung der Juden dort, doch wohl teilweise schon früher, weil eine große Zahl verarmter Juden schon lange vorher den Weg in die USA fand, wie etwa auch der Schreiber des Buches.

Doch dies ist nicht der Inhalt des Buches.

Ein Beitrag von Manfred Schmidt
11.12.2018

Buchvorstellung: J. Fuchsberger, “Altwerden ist nichts für Feiglinge”

Buchvorstellung: J. Fuchsberger, “Altwerden ist nichts für Feiglinge”

In unserer Gemeindebücherei ausleihbar.

Titel:
Altwerden ist nichts für Feiglinge

Autor:
Joachim Fuchsberger

Verlag: Goldmann Verlag
Jahr: 2014
ISBN: 978-3442174195
Preis: 9,99 € (Taschenbuch)

Joachim Fuchsberger war Schauspieler, Filmer, Produzent von Reihen im Fernsehen und auch Weltbürger. Zufälle führten ihn nach Australien, wo er ein Haus erwarb, das er über viele Jahre möglichst jedes Jahr über viele Monate mit seiner Frau bewohnte, auch wenn Deutschland sein Lebensmittelpunkt blieb.

Er war im Blick auf die Ehe, auf Frau und Familie ein eher seltenes Exemplar unter Schauspielern, weil er seiner Frau über 50 Jahre, d.h. für immer, treu blieb. Seine Frau nannte er gerne seine „Regierung“ und ließ sich in fast allen Fragen der Anschaffungen, des Geldes und Hauses gerne von ihr „regieren“. So hatte nur sie einen echten Überblick über Konten und Vermögen. Kollegen fanden dies nicht normal und unmodern, doch er blieb bei seiner Haltung.

Zu den Schwächen von Fuchsberger gehörte eine Liebe zu gutem Essen, die ihn auch begleitete, als er massig wurde, gar den Rollstuhl nutzen mußte.
Das begrenzte seinen Radius, nicht aber sein Denken und Fragen, für das es einige reizvolle Beispiele gibt, wie sein Blick auf die Moderne.

Als seine Frau ihrem Sohn eröffnete: „Wir sind nun arm!“, hatte sich Fuchsberger mit seiner „Fuchsberger – Siedlung“ bis fast zur Insolvenz übernommen und wurde nur durch sehr aktive Fürsprache seiner Frau bei Gläubigern vor dem Zusammenbruch bewahrt. Leider verloren die Fuchsbergers tragisch ihren Sohn.

Wenn einer mit 82 bis 83 sein Leben noch einmal anschaut, dann sind dies eher wenige Lebensmomente, die zeigen, wie auch ein alt gewordener Mensch sich erinnern darf an Dinge, die zum Erfolg oder auch nicht zum Erfolg führten.
Dann muß der Mensch wieder aufstehen.
Dazu gehört Mut, zu dem Fuchsberger raten möchte.

Ein Beitrag von Manfred Schmidt
20.08.2018

Buchvorstellung: “Mittendrin!”

Buchvorstellung: “Mittendrin!”

Neu in unserer Gemeindebücherei im Gemeindehaus Schneppruthe:

Titel:
Mittendrin! Drei Polizisten berichten aus den Flüchtlingskrise

Autoren:
Dirk Conrads, Marcel Hodenius, Philipp Franke

Verlag: tredition
Jahr: 2016
ISBN: 9783734557989
Preis: 14,99 €

2015 war sehr aufregend für Deutschland, weil etwa 1 Million Flüchtlinge in kurzer Zeit nach Deutschland einwanderten.
Die Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte einen nach meiner Meinung zu mutigen Satz ausgesprochen:
„Alle sind willkommen!“
Diese Botschaft hatte eine durchschlagende Wirkung für sehr viele Flüchtlinge, weil sie dann bevorzugt nur nach Deutschland wollten.

Plötzlich war auch die Bundespolizei an der Grenze zu Österreich sehr gefordert und beansprucht, weil es weder ordentliche Gebäude zur Aufnahme noch ausreichend Helfer für eine Erstversorgung gaben, um eine geordnete Einreise zu ermöglichen.

In 6 Kapiteln greifen die Polizisten einer Sondereinheit – damals zwischen 28 und gut 40 Jahre alt – ihre Erfahrungen an der Grenze auf und versuchen zugleich, einige der vielen Vorwürfe/Vorurteile gegenüber Flüchtlingen zu klären, wie:
“Das sind doch überwiegend Wirtschaftsflüchtlinge!“

Wer sich ein etwas besseres Bild jener Einwanderung und der Arbeit der Polizei verschaffen möchte, kann in diesem Buch, das 2016 in Hamburg erschien, tiefere Informationen erhalten.

Ein Beitrag von Manfred Schmidt
01.03.2018 notiert